Grabzeichen- „Tore zur Güte“
... klingende Brücken in die Welt der Gestorbenen...
- das Grab als Raum der Transformation, in dem sich der Trauernde mit dem Sterben und einer anderen Welt vertraut macht, und eine andere Kommunikation übt,
- das Grabzeichen als Hilfsmittel, sich über die Angst hinweg der anderen Welt zuzuwenden in Vertrauen und Liebe,
- das, was mich mit dem Verstorbenen verbunden hat, zu erkennen, zu fühlen und zu teilen…
Trauer als Heilung, um die Dinge, Blockaden, Irrtümer, Missverständnisse und Projektionen loszulassen, die der Verlust und die Trauer oft erst als solche offenbaren
Eine Grabstelle ist ein Raum des Verzeihens, eine Begegnungsstätte für Hinterbliebene und Verstorbene, ein Heiliger Raum…
Klingende Grabzeichen
Klang hat ein Wesen, das alle Grenzen zu überwinden vermag… es entzieht sich der Wertung durch den Verstand und kommuniziert direkt emotional…
Klänge helfen tragen, sind fließend, Klang ist Hingabe, denn Lauschen, Hinhören ist Hingabe, Aufgabe…
Am Grab zu lauschen, ermöglicht, Dinge zu hören, die man vorher nicht hören konnte, wollte…,weil man schon immer die Antworten Reaktionen weiß, mitdenkt…
In der Ungewissheit des Kontaktes zum Verstorbenen lauscht man ehrlicher…offener, wirklicher, weil man nicht sicher ist, ob und was man hört oder sieht…, das Wahrnehmen rutscht auf eine subtile, intuitive Ebene… das ermöglicht neue Sichtweisen und Einsichten…
Lauschzeichen… Ohr ans Holz, in die Erde lauschen…!!!!! eine Leitung zur anderen Welt!
Der Wind weht durch die Grabstele und läßt ihre Saiten ganz leise und zauberhaft klingen...
Durch interaktive Grabzeichen kann der Trauerprozeß bewusster, weil aktiver erlebt werden …
Seba Setjan David 2009
künstlerische Trauerarbeit
„Eine Blüte in einem Boot auf dem Fluß, der ins Licht führt“.
Die Möglichkeit, liebevoll Abschied zu nehmen wenn ein Kind gestorben ist, und das Gefühl zu haben, alles getan zu haben, was für das Kind und die trauernden Eltern gut ist, sehe ich neben dem Abschied vom Kind selbst nach der Geburt vor allem in der Beerdigung.
Das Gefühl, nichts mehr tun zu können, den „Rest“ über sich ergehen lassen zu müssen, muß nicht unbedingt aufkommen.
Die Eltern können z.B. „das Boot“, das Erdboot, das den Leib ihres Kindes zur Erde bringt, selbst bauen. Als Material Holz von Baumstämmen/ Wurzeln verwendend, die eine ebensolche Nähe zum Ursprung haben, in den Formen so fließend und natürlich, wie eben ein Kind.
Idem man Span für Span herausschnitzt aus dem Stamm, nimmt man auch Stück für Stück das Schicksal an, das Holz birgt dann in sich viel von der Trauer, den Tränen, dem Schmerz, aber auch viel Liebe und Innigkeit auf dem Weg in die Erde. So entsteht noch einmal Nähe zwischen Eltern und Kind.
Und selbst, wenn es nur ein kleiner Teil ist, den die Eltern selbst machen, - er kann vor allem für sie selbst später so wichtig sein.
"Für mich war es immens wichtig, meinen Kindern ein Zeichen unserer Liebe mitzugeben, deshalb ein „Boot“, an dem wir alle gearbeitet haben, die Eltern und unser Sohn, der ja auch Abschied nehmen mußte von seinen Geschwistern. Das Loch für das Boot auf dem Friedhof habe ich selbst zum Bestattungstermin gegraben und die kurze Zeit der Anstrengung gab mir noch einmal das Gefühl, etwas tun zu können für meine Kinder. Auch das Boot habe ich selbst in die Erde gebettet, -das wirklichste Zeichen des Abschieds und der Trennung. Während der Beerdigung waren nur der Bestatter und wir anwesend. Die leisen Klänge von Klangschalen haben uns alle begleitet, während wir nach und nach das Boot mit Erde bedeckt haben."
Es gibt zwischen den standartisierten Bestattungsformen ( Erd- , Urnen- , anonyme etc. Bestattung) viel Spielraum, die Offenheit der Friedhofsverwaltungen und Bestattungs-unternehmen vorausgesetzt, es kostet nur ein Mehr an Kraft, diesen in der Situation von Schmerz und Verlust zu sehen und auch einzufordern, aber ich empfinde es als immens wichtig.
Ich möchte die Möglichkeiten anbieten, das vom Tod eines geliebten Menschen betroffene Menschen den Sarg –ein Boot für die Erde- selbst bauen unter meiner Anleitung oder das ich/wir zusammen eines entwerfen und ich es fertige und sie z. B. einen Teil gestalten.
Ebenso könnte mit dem Grabzeichen verfahren werden ( wobei hier nur die örtlichen Friedhofssatzungen beachtet werden müssen.)
Seba Setjan David, 2003